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26.11.2025Staubwolke schärft den Blick: Präventionsschulung gegen sexualisierte Gewalt im Verein

Bereits seit einem Jahr verfügt die Staubwolke Refrath über ein Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt. Mitglieder des Vorstandes, Trainerinnen und Trainer, drei Jugendliche sowie weitere Ehrenamtliche nahmen jetzt im November 2025 an einer intensiven Präventionsschulung teil, durchgeführt von Meike Stolberg vom Landessportbund NRW. Ziel war es, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern eine Haltung zu stärken.
„Wir brauchen ein Schutzkonzept, weil wir Verantwortung tragen – für die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die uns anvertraut sind“, sagte Gabi Zollfrank, Geschäftsführerin des Vereins während des Workshops. „Nur wer sich seiner Rolle bewusst ist, kann schützen.“
Die Schulung bot keine Komfortzone. Gleich zu Beginn wurde diskutiert wie ein neues, erwachsenes Vereinsmitglied einen Jugendlichen kommunikativ verletzt hatte.
Schwierige Fragen aus dem Trainingsalltag
Besonders lebhaft diskutiert wurden Szenarien, die vielen aus der Vereinswirklichkeit vertraut sind:
- Darf ich die Umkleide betreten, wenn es dort laut wird und ich unterstützen will?
- Wie kündige ich an, wenn ich eine Sportlerin berühren muss, um ihre Haltung zu korrigieren?
- Woran erkenne ich übergriffiges Verhalten bei Trainer:innen oder Betreuenden?
Die Antworten waren selten schwarz-weiß. Entscheidend sei, so Stolberg, dass Respekt und Transparenz das Handeln leiten. Jede Form von körperlicher Nähe im Trainingsbetrieb müsse angekündigt, erklärt und von der betreffenden Person akzeptiert werden. Und: In Zweifelsfällen gelte es, Situationen so zu gestalten, dass sie für alle Beteiligten nachvollziehbar und sicher sind.
Die Teilnehmenden eingeladen, die Perspektive möglicher Betroffener einzunehmen. Diese Übung wirkte nach – und machte vielen erst bewusst, wie subtil und verletzend Grenzverletzungen wirken können, lange bevor es zu körperlichen Übergriffen kommt.
Dass es dabei nicht um abstrakte Fälle geht, wurde immer wieder deutlich. Präventionsarbeit bedeutet, in Alltagssituationen genau hinzusehen, Unsicherheiten auszuhalten und professionell zu handeln.
Täterprofile? Viel diverser als gedacht
Ein Teil des Workshops widmete sich der Frage, was den Sport für Täterinnen und Täter attraktiv macht. Die Liste ist lang: regelmäßiger Kontakt, Nähe, körperliche Berührung, geringe Zugangshürden, Rollen- und Machtgefälle, Idolfunktionen im Leistungssport. Ebenso wichtig: Das Bild des „typischen Täters“ ist ein Mythos. Die Schulung zeigte vier stark unterschiedliche Profile – von der unscheinbaren Autorität bis zum charmanten Manipulator. Prävention darf sich deshalb nicht auf Bauchgefühl oder Sympathie verlassen.
Schutzkonzept: Mehr als ein Führungszeugnis
Der Verein setzt bereits auf ein erweitertes Führungszeugnis für alle relevanten Positionen. Doch die Schulung machte klar: Das Dokument ist kein Schutzschild. Es ist ein Baustein – mehr nicht. Der verbindliche Ehrenkodex des Landessportbundes formuliert es deutlich: „Ich werde das Recht des mir anvertrauten Kindes, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf körperliche Unversehrtheit achten und keine Form der Gewalt, sei sie physischer, psychischer oder sexueller Art, ausüben.“ Verbindliche Regeln und Selbstverpflichtungen schaffen Orientierung – echte Sicherheit entsteht jedoch erst durch gelebte Kultur.
Ein Verein, der Verantwortung ernst nimmt
Am Ende der Schulung stand kein fertiger Maßnahmenkatalog, sondern ein gemeinsames Bewusstsein: Prävention ist ein Prozess. Er beginnt bei der eigenen Haltung, setzt Aufmerksamkeit voraus und muss regelmäßig geschult werden. Die Staubwolke Refrath hat diesen Schritt bewusst getan – und zeigt damit, dass ein Schutzkonzept kein Dokument im Ordner ist, sondern ein lebendiges Versprechen: Wir schaffen Räume, in denen sich Menschen sicher fühlen dürfen.



